Die Kalorienproblematik ist aber eine ganz andere. Kalorien sollten als Maßeinheit von Nahrungsmitteln zeigen, wie nahrhaft unser Essen ist. Dabei handelt es sich um eine rein statistische Größe mit so vielen Fehlern, dass sie lediglich etwas für’s Labor taugt. Denn die Kalorienangaben sagen nur etwas über die freiwerdende Energie beim Verbrennen (und zwar beim richtigen Verbrennen) aus. Wirft man also eine Portion Pommes ins Feuer, ist die zusätzlich gewonnen Wärmeenergie die Kalorienzahl.
Doch sogenannte Experten, die immer noch glauben, Abnehmen funktioniert, wenn man einfach mehr Kalorien verbraucht, als man aufnimmt, unterschätzen unseren gesamten Stoffwechsel und Hormonhaushalt. Denn nicht jeder Mensch verwertet Energie gleich. Selbst jeder Einzelne hat ständig einen anderen Energiebedarf und nimmt dementsprechend auch anders Energie auf.
Ist es kaum verständlich, dass wir glauben, unser Energiebedarf kann pauschalisiert werden. Das ist so, als würden wir unser Auto mit einer pauschalen Menge Benzin betanken, ohne zu berücksichtigen, wo wir überhaupt hinwollen. Filialen. Vielmehr verhält es sich genau umgekehrt. Das Informationszeitalter fordert seinen Tribut. Wir müssen immer mehr Reize verarbeiten, kommen immer weniger zur Ruhe und mit der steigenden Zahl von Dingen, die wir uns nicht leisten können, steigt auch das Gefühl von Armut. Kurzum: wir haben mehr Stress und leben immer weniger instinktiv.
Wir gestehen den Sportlern zu, sich hochkalorisch zu ernähren, weil wir uns brennende Kalorien bildlich vorstellen können. Doch Sportler haben ein hochaktives Stresssystem. Es wird bei Belastung aktiviert, bei Entlastung kühlt es herunter. Dauergestresste haben einen deutlich höheren Energiebedarf als Sportler. Sie essen mehr und können lange ihr Gewicht halten, nehmen teilweise sogar erst ab. Erst wenn das Stresssystem quasi ausgeleiert ist, funktioniert die Energiemobilisierung nicht mehr optimal, wir nehmen zu.
Woran liegt das?
Unter Stress steigt der Cortisol-Spiegel an. Cortisol mobilisiert Zucker aus den Körperreserven. Wird Cortisol ausgeschüttet, dann wird die Insulin-Ausschüttung unterdrückt. Das Gehirn stellt damit seine Zuckerversorgung sicher. Insulin würde dem Gehirn Zucker vorenthalten und im Gewebe speichern. Solange diese Rückkopplung funktioniert, können wir überhaupt nicht zunehmen. Mit dem niedrigen Insulinspiegel ist die Fettspeicherung gehemmt und wenn doch etwas gespeichert wird, steigt Leptin im Blut an und signalisiert dem Gehirn, dass die Fettspeicher voll sind. Wir haben also keine Veranlassung, Nahrung aufzunehmen und dementsprechend keinen Appetit.
Ist der Cortisol-Spiegel dauerhaft erhöht, schwächt sich offenbar die Rückkopplung zwischen Cortisol und Insulin ab. Der Insulinspiegel steigt trotz erhöhter Cortisolwerte. Dies hat ein Wettrüsten zur Folge. Steigt der Insulinspiegel, gelangt weniger Zucker ins Gehirn. Folglich steigt der Cortisol-Spiegel weiter, der Blutzucker wird erhöht und damit auch der Insulinspiegel. Eine dauerhafte Energiekrise des Gehirns ist damit vorprogrammiert. Außerdem sind wir parallel trotz Stress im Speichermodus. Wir nehmen zu. Das Dumme ist nur, wir können es nicht einfach abstellen.
Und hier kommt der Sport ins Spiel. Dabei geht es sicher nicht ums Kalorienverbrennen, denn das erhöht die Energiekrise nur noch mehr. Aber hoch-intensive Belastungen im Wechsel mit ruhigeren Phasen trainieren unser Stresssystem wieder und verbessern die Energiemobilisierung. Den Erfolg spüren wir sofort. Wir fühlen uns nach intensiven Belastungen klarer und wacher. Die Müdigkeit, die wir zuvor verspürt haben, ist wie weggeblasen.
Wer also etwas für Gesundheit UND Körpergewicht tun möchte, der sollte zwei Dinge umsetzen: erstens intensiv trainieren und zweitens Stress und damit den Energiebedarf reduzieren.